Frauen, 1997–1999
Ende des 20. Jahrhunderts begann Michael Schmidt eine Serie von Porträts junger Männer und Frauen zu fotografieren. Schließlich konzentrierte er sich auf Porträt- und Körperaufnahmen von bekleideten und unbekleideten Frauen einer jüngeren Generation.
Nach Michael Schmidts Auffassung drückt sich ihr Selbstbewusstsein zunehmend in einem veränderten Verständnis von Körperlichkeit aus. Die Aufnahmen machen die Nivellierung der Individualität durch gesellschaftlich vermittelte Normen und Ideale zum Thema, die sich durch die Wahl von Oberbekleidung und Unterwäsche bis hin zur Gestaltung des Körpers und seines Intimbereichs vermittelt. Diese Standardisierung schreibt sich auch über Haltung und Gestus sowie als Abdruck, Narbe und Verletzung buchstäblich in die Physis ein.
Dass Michael Schmidt diese Phänomene als prägende kollektive Erfahrung einer Generation verstand, zeigte er in den Ausstellungen der Werkgruppe Frauen, die er als Block oder Tableau präsentierte und damit weniger die einzelne Frau als vielmehr das Gemeinsame dieser Altersgruppe betonte. Diese Werkgruppe offenbart erst bei genauer Betrachtung, dass es sich um eine explizit politische Arbeit handelt, die Michael Schmidts vorangegangener Beschäftigung mit der Rolle des Individuums in der Gesellschaft einen weiteren Aspekt hinzufügt.
2000 veröffentlichte Michael Schmidt die Serie Frauen in einem gleichnamigen Künstlerbuch. Im Rahmen der 6. Berlin Biennale 2010 zeigte er einige Motive in Form ganzseitiger Anzeigen in einer nationalen Tageszeitung und als Plakate im öffentlichen Raum.